Samstag, 27. April 2024

Ironman Frankfurt: Sarah True aus den USA ist Europameisterin, Daniela Bleymehl scheidet aus

In einem spannenden Rennen in der Mainmetropole gibt es einen US-Doppelerfolg: Sarah True siegt bei den European Championship und überwindet ihr Frankfurt-Trauma von 2019, Zweite wird Skye Moench. Beste Deutsche ist Laura Jansen auf Platz vier bei ihrem Langdistanzdebüt. Dramen gibt es um die deutschen Topathletinnen Carolin Lehrieder, Svenja Thoes und Titelverteidigerin Daniela Bleymehl, die entkräftet ausscheiden.

Peter Jacob / spomedis

Nahezu jeder Wettkampf in der langen Geschichte des Ironman Frankfurt ging als Hitzeschlacht in die Triathlongeschichtsbücher ein. Ganz anders heute: Bei der 21. Auflage, der ersten als reines Frauenrennen bei den Profis, ist es zum Start sehr kühl. Und das wird den beiden Deutschen Svenja Thoes und Daniela Bleymehl, die bei den European Championship zum Favoritenkreis gehörten, zum Verhängnis.

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Kaltstart, aber die Profifrauen schwimmen ohne Neoprenanzug

Pünktlich um 6:25 Uhr geht es für 20 Profifrauen auf die 3,8 Kilometer im Langener Waldsee. Die Wassertemperatur beträgt 22,7 Grad Celsius – anders als die Agegrouper müssen die Topathletinnen ohne Neoprenanzug ins Wasser. Nach einer frischen Nacht herrschen am frühen Morgen 14, 15 Grad Celsius Außentemperatur am See, es geht ein leichter Wind und die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Die meisten Profifrauen warten nach dem Einschwimmen bibbernd auf den Startschuss.

Peter Jacob / spomedis

Für Svenja Thoes ist die Kälte zu viel. Die viermalige Ironman-Siegerin hatte sich für das Frankfurt-Debüt viel vorgenommen, doch eine fiebrige Erkältung aus der Vorwoche macht ihr dann so schwer zu schaffen, dass die 32-Jährige schon nach wenigen hundert Metern entkräftet aus dem Rennen aussteigt.

Nach Svenja Thoes gibt auch Titelverteidigerin Daniela Bleymehl auf

Peter Jacob / spomedis

Titelverteidigerin und Topfavoritin Daniela Bleymehl hält das Schwimmen zwar durch, kommt mit fast zehn Minuten Rückstand auf die Führenden aus dem Wasser und begibt sich von Platz 13 aufs Rad, um eine Aufholjagd zu starten. „Mir ist kalt“, lässt die Lokalmatadorin aber schon früh verlauten. Bleymehl scheidet nach circa 120 Radkilometern unterkühlt aus und muss mit einer Rettungsdecke versorgt werden.

Zurück zum Schwimmen: Wie erwartet steigt die US-Amerikanerin Lauren Brandon als Erste aus dem Wasser, dicht gefolgt von Rebecca Clarke aus Neuseeland und Brandons Landsfrau Sarah True. Eine sechsköpfige Verfolgergruppe, in der sich auch die deutsche Athletin Carolin Lehrieder befindet, nimmt mit einem Rückstand von 6:30 bis 6:50 Minuten die Verfolgung des Spitzentrios auf.

Auf der Radstrecke rücken neun Athletinnen eng zusammen

Richtig spannend wird es dann nach 90 Kilometern auf dem Bike: Die Verfolgergruppe stellt den Anschluss an das Führungstrio her, sodass neun Athletinnen nur wenige Sekunden voneinander getrennt auf die zweite Radrunde gehen. 60 Kilometer vor dem Ende der zweiten Disziplin setzt sich ein neues Trio an der Spitze ab, in der sich neben Skye Moench aus den USA und die Schwedin Sara Svensk auch die Deutsche Carolin Lehrieder wiederfindet.

Diese drei Athletinnen gehen nach 182,9 Kilometern auf dem Rad auch gemeinsam auf die Laufstrecke, gefolgt von der US-Amerikanerin Sarah True und Agnieszka Jerzyk aus Polen, die mit knapp drei Minuten Rückstand dahinter liegen. Zu diesem Zeitpunkt lobt Sebastian Kienle, Ironman-Weltmeister von 2014, in seiner Funktion als Experte und Co-Kommentator beim übertragenden Fernsehsender Hessischer Rundfunk: „Ich freue mich, dass wir hier in Frankfurt ein so spannendes und fantastisches Rennen sehen. Nach dem überragenden Frauenwettkampf eine Woche vorher bei der Challenge Roth hatte ich meine Bedenken.“

Spannendes Laufduell zwischen Sarah True und Skye Moench

Dieses tolle Frankfurt-Rennen ist dann nach einer von vier Laufrunden auch für Carolin Lehrieder beendet. Die 34-jährige Würzburgerin gibt auf – und komplettiert damit das Drama der deutschen Teilnehmer. Zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass der EM-Titel 2023 nicht in Deutschland bleiben wird.

Skye Moench setzt sich an die Spitze, aber Topläuferin Sarah True rückt immer näher an die Führende heran. Es läuft auf ein Duell der zwei US-Amerikanerinnen hinaus, was viele an das Frankfurt-Rennen 2019 erinnerte. Damals kollabierte die Führende Sarah True circa 800 Meter vor dem Ziel mit sieben Minuten Vorsprung. Landsmännin Skye Moench war Nutznießerin, gewann seinerzeit in der Mainmetropole ihre erste Langdistanz in 9:15:31 Stunden.

Silke Insel/spomedis

True gewinnt – und überwindet das Frankfurt-Trauma von 2019

Das Laufduell spitzt sich zehn Kilometer vor dem Ziel zu: True hält ihre Pace, Moench wird langsamer. 8,9 Kilometer vor Schluss ist es dann so weit: Die 41-Jährige kassiert mit einem kurzen Gruß Skye Moench ein, hat einen guten Laufrhythmus, wirkt souverän und bringt den Sieg in 8:54:53 ins Ziel. Der Triumph bei den European Championship ist für Sarah True der dritte Sieg auf der Langdistanz, der erste außerhalb der USA. In Frankfurt gab sie 2018 ihr Ironman-Debüt und wurde Zweite. Und nun gelingt es ihr, das Trauma von 2019 an selber Stelle zu überwinden. Sarah True hatte aktuell zwar den besten Marathonsplit mit 2:57:23 Stunden, ihren eigenen Streckenrekord von 2:54:58 Studnen aus dem Jahr 2018 konnte sie aber nicht unterbieten.

Die „Purple Power“ von Skye Moench, wie sie es selbst aufgrund der Farbe ihres Rads und ihres Rennanzugs in Lila nennt, reicht für Platz zwei. Die 34-Jährige aus Salt Lake City kommt etwas mehr als zweieinhalb Minuten später ins Ziel. Überraschende Dritte wird die Polin Agnieszka Jerzyk. Erfreulich und ebenso überraschend: Laura Jansen landet bei ihrem Langdistanzdebüt auf Platz vier und ist damit beste Deutsche. Leonie Konczalla läuft auf Platz sieben ein, Katharina Grohmann wird Neunte.

Laura Jansen und Leonie Konczalla sichern sich einen Hawaii-Slot

Da in Frankfurt vier Slots für die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii (14. Oktober) vergeben werden und sowohl Sarah True als auch Skye Moench und Maja Stage Nielsen bereits dafür qualifiziert sind, dürfen sich nun über ihre WM-Qualifikation freuen: Agnieszka Jerzyk, Laura Jansen, Sara Svensk und Leonie Konczalla. Allerdings sagte die Überraschungsvierte Jansen direkt nach ihrem Zieleinlauf, dass sie noch gar nicht wisse, ob sie den Slot annehmen werde. „Daran wollte ich im Vorwege keinen Gedanken verschwenden. Jetzt muss ich erst einmal darüber nachdenken“, sagte die 29-jährige Ärztin aus Heidelberg.

Ironman European Championship 2023 | Profi-Frauen

2. Juli 2023 | Frankfurt am Main
PlatzNameLandGesamt3,8 km Swim182,9 km Bike42,195 km Run
1Sarah TrueUSA8:54:530:52:244:58:372:57:23
2Skye MoenchUSA8:57:300:59:104:49:263:03:02
3Agnieszka JerzykPOL9:02:530:59:084:52:493:05:14
4Laura JansenGER9:08:111:01:584:56:513:03:56
5Maja Stage NielsenDEN9:11:270:58:464:56:273:10:41
6Sara SvenskSWE9:12:331:02:014:46:493:17:58
7Leonie KonczallaGER9:16:171:10:034:51:563:08:30
8Rebecca ClarkeGER9:20:420:52:215:01:303:20:22
9Marlene de BoerNLD9:23:510:59:075:09:353:09:15
10Katharina GrohmannGER9:24:091:10:174:58:163:09:01
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10 Kommentare

  1. Tolle Leistung von Laura Jansen mit noch einigem Potential für schneller. Aber ihre Schwimmleistung wird sie wohl auf Dauer von größeren Erfolgen fern halten.
    Die TV-Coverage hat mir auch sehr gut gefallen. Ist aber generell bei Damenrennen auch einfacher als bei den Herren (weniger Teilnehmer und weniger große Pulks, da es hier noch sehr unterschiedlich stark ausgeprägte Stärke-/Schwächen-Profile in den einzelnen Disziplinen gibt).
    Die Leistung der Deutschen „Stars“ war leider sehr enttäuschend. „Topfavoritin“ war keine von ihnen im Vorfeld gewesen. Allenfalls mit Außenseiterchancen. Aber dass es am Ende fast alle anderen Teilnehmerinnen gut ins Ziel geschafft haben zeigt, dass die Bedingungen schon machbar waren.
    Und schön für Sarah True, dass sie auf der Zielgerade ihrer Karriere noch so einen guten Abschluss in Frankfurt geschafft hat.

  2. Habe ich etwas verpasst?
    Würde sich verschrieben, obwohl es der Kommentator bei der Fernsehübertragung auch gesagt hat!
    Oder sind die Statuten im Tri Bereich anderst gestrickt als bei ALLEN anderen Sportarten?
    Wie kann eine Amerikanerin Europameisterin werden?
    Sie hat in Frankfurt gewonnen & in diesem Rahmen wird die Europameisterin gekührt, in indem Verständnis die 3.platzierte da sie Polin ist, Platz 1 und 2 waren Amerikanerinnen?!

    • Wie oben geschrieben, es sind bei IRONMAN offene Meisterschaften, d.h. auch Nicht-Europäer können Europameister werden. Ist auch bei den anderen Kontinenten so. Laura Philipp ist beispielsweise durch ihren Sieg beim Ironman Südafrika amtierende afrikanische Meisterin, obwohl sie aus Deutschland kommt.

    • Ist in anderen Sportarten nebenbei auch Gang und Gäbe, siehe zum Beispiel die offenen Englischen Tennis Meisterschaften, besser bekannt als Wimbledon…
      Was ich krass finde ist der Niveauunterschied zw den Top Frauen und der zweiten und dritten Garde, die hier am Start war. Ja, es wurde ohne Neo geschwommen und die Radstrecke ist etwas länger, aber der Unterschied ist gewaltig. Die Leistungsdichte bei den Damen ist schon überschaubar…

  3. Die Berichterstattung ( ebenso wie die HR3 TV Übertragung ) konzentriert sich auf ein knappes Dutzend Profi Frauen. Mehr als 2000 Altersklassen Athleten bleiben komplett unerwähnt, bei HR3 wird nur die für mich fragwürdige Leistung eines 71 jährigen ( bin auch 71, kann das einschätzen ) gezeigt, der nach 2 Laufrunden aufhört. lediglich der Zieleinlauf des 1. Agegroupers wird knapp gezeigt. Ich frag mich immer mehr, welche Rolle die AK Athleten besonders bei Ironman spielen. Ich fürchte wir stellen lediglich die Kulisse und tragen hauptsächlich zur Finanzierung der Events bei !

  4. Was soll das Gejammer mit der Europameisterschaft? Die Titel, welche es bei anderen Sportarten gibt, werden alle durch die Verbände vergeben. Im Triathlon ist das bspw. die ETU. Ich müsste erst nachsehen, bei welchem Rennen dieser Titel in diesem Jahr vergeben wird. Relevanz für die Weltspitze ist, eher nun ja …

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Christian Wriedt
Christian Wriedt
Schreiben und Bearbeiten von Texten, Verbesserung der internen Abläufe und Erstellung von Abgabeplänen – das ist der tägliche Dreikampf von Christian Wriedt in der triathlon-Redaktion. Der studierte Sportwissenschaftler ist vor allem aufgrund seiner langjährigen journalistischen Erfahrung verpflichtet worden. Dem Triathlon begegnet der gebürtige Hamburger und leidenschaftliche Fußballer mit großer Neugier und noch größerem Respekt.

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